Imposant streckt die Zeder ihre langen Äste in die kühle Bergluft. Sie wächst lediglich einige Zentimeter im Jahr und kann unter idealen Bedingungen mehrere hundert Jahre alt werden.
Dieser Baum steht symbolisch für Stärke und die Schönheit des Libanon: Mit einer Fläche von 10.452 Quadratkilometern bietet der Zedernstaat sonnige Mittelmeerstrände und schneereiche Skigebiete, trockene Hochebenen sowie fruchtbare Täler.
Ebenso ist die Zeder als Friedenssymbol auf der Nationalflagge abgebildet und der ganze Stolz der Libanesen. In den letzten Jahrzehnten ist der Libanon und seine Einwohner hauptsächlich durch Kriege und Gewalt geprägt worden. Der 15 Jahre andauernde Bürgerkrieg und der Krieg gegen Israel im Jahr 2006 ließen das Land im Chaos versinken und verstärkten die Feindschaft zwischen den Religionsgruppen.
Alleine in der Hauptstadt Beirut leben auf insgesamt 100 Quadratkilometern ca. zwei Millionen Menschen (Berlin: ca. 0,38 Mio.) mit offiziell 18 verschiedenen Religionen. Vor allem die radikal schiitische Hisbollah trägt dazu bei, dass das Land auch heute noch nicht politisch gefestigt ist. Der Libanon ist ein Schmelztiegel verschiedener Kulturen voller Gegensätze.
Den Ausgangspunkt meiner Arbeit bildet die Fragestellung, wie sich die Stadt im Jahr 2010, kurz nach Ende des Krieges sowohl städtebaulich als auch gesellschaftlich positioniert. Meine Fotografien untersuchen, wie die Menschen mit der Stadt als ihrem konkreten Lebensraum umgehen und diesen mitgestalten. Ihre Geschichten und Lebenssituationen bieten in ihrer Gesamtheit einen Überblick über die religiöse, gesellschaftliche und soziale Vielfalt dieser Stadt.
Vor allem die jungen Menschen stehen vor der Aufgabe, Beirut, aber auch ihre persönliche Zukunft vor dem Hintergrund der brüchigen Friedenssituation zu gestalten. Alleine 42,7% (Deutschland 24,8%) der Menschen im Libanon sind unter 25 Jahre alt, und repräsentieren damit einen bedeutenden Teil der Bevölkerung. Welche Visionen, Ideale und Vorbilder haben die jungen Menschen heute, und wie möchten sie die Zukunft der vom Krieg geprägten Stadt gestalten?
Die Fotografien wurden im Rahmen meiner Diplomarbeit an der FH Dortmund im Fach Fotodesign angefertigt. 2013 wurde "silent spaces" als eine von drei finalen Arbeiten beim CNN Journalist Award nominiert und ist als Fotobuch-APP im iTunes store erhältlich.